06.08.2025
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KI – und plötzlich war alles anders

von Die Redaktion
Fachjournalismus, Corporate Publishing und Marketing bei ProSolution

KI – und plötzlich war alles anders

Es war ein unspektakulärer Donnerstag Ende 2022, als OpenAI mit einem Tool namens ChatGPT plötzlich alles auf den Kopf stellte. Was zuvor noch nach Zukunftsmusik klang, war auf einmal für alle greifbar: Texte per Knopfdruck, Codeanalyse in Sekunden, Übersetzungen ohne holprige Sprachbarrieren – und das mit einem Chatfenster, das jeder bedienen konnte. 

Seither hat sich das Rad der Innovation schneller gedreht als je zuvor. Die Welt der Arbeit, Kommunikation und Organisation ist im Wandel – und mit ihr die Personaldienstleistung. Was früher Tage brauchte, läuft heute in Minuten. Wo früher Bauchgefühl dominierte, helfen heute Algorithmen mit Datenpower. Und wo man einst manuell filterte, matcht mittlerweile KI in Rekordzeit. 

Eins ist klar: KI ist gekommen, um zu bleiben. Und sie verändert gerade still und leise die Spielregeln – auch in Österreichs HR-Landschaft. 

Was heute schon möglich ist

Seit dem Launch von ChatGPT hat sich viel getan. Innerhalb kürzester Zeit hat sich rund um generative KI eine ganze Werkzeuglandschaft entwickelt. Tech-Unternehmen haben Tools gelauncht, die im Büroalltag genauso selbstverständlich geworden sind wie Mails oder Kalender. Besonders in der Personaldienstleistung zeigt sich, wie groß das Tempo ist, mit dem sich neue Anwendungen etablieren. 

Ein Blick auf die derzeit wichtigsten KI-Helfer: 

  1. ChatGPT & Co. 
    Der Textassistent von OpenAI bleibt das Flaggschiff – ob fürs Umschreiben von Inseraten, als Ideen-Booster im Marketing oder zur Vorbereitung von Kundengesprächen. Neben ChatGPT gewinnen auch andere Modelle wie Claude oder Mistral an Beliebtheit. 
  1. Microsoft Copilot 
    In Microsoft 365 ist KI längst integriert. Der Copilot analysiert Mails, bereitet Besprechungsnotizen auf oder schlägt Formulierungen vor – alles direkt in Word, Excel oder Outlook. Was früher Zeit gekostet hat, läuft jetzt wie nebenbei. 
  1. Google Gemini 
    Google setzt mit Gemini (früher Bard) auf eine KI, die sich nahtlos in bestehende Tools wie Gmail, Drive oder Docs einfügt. Wer Inhalte schnell analysieren oder passende Dokumente finden will, spart damit viel Klickarbeit. 
  1. Text-to-Image: Midjourney, DALL·E & Co. 
    Die Visualisierung von Ideen wird ebenfalls einfacher: Ob fotorealistische Szenen oder kreative Illustrationen – Text-to-Image-Generatoren liefern in Sekunden passendes Bildmaterial. Auch Adobe mischt mit Firefly kräftig mit – inklusive rechtlicher Klarheit bei der Nutzung. ChatGPT bedient diese Funktion zwar inzwischen auch, gilt aber als weniger „professionell“ in den Ergebnissen.  
  1. Stimme & Video 
    Tools wie ElevenLabs erzeugen realitätsnahe Stimmen, etwa für Audio-Guides oder Erklärvideos. Plattformen wie Synthesia oder HeyGen gehen noch weiter: Sie generieren komplette Videos mit Avataren. Hier entsteht eine spannende Option für automatisierte Bewerbendenansprache oder Schulungsformate. 

Und das ist nur ein Ausschnitt. Wer genau hinschaut, merkt schnell: Künstliche Intelligenz steckt längst nicht mehr nur in Spezialanwendungen, sondern ist in unserem digitalen Alltag angekommen. Ob WhatsApp, Canva, LinkedIn oder Spotify – viele Tools und Plattformen nutzen inzwischen KI-Elemente im Hintergrund, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Auch im Büro übernehmen KI-Systeme immer öfter wiederkehrende Aufgaben. Nicht alles lässt sich automatisieren, aber vieles schon.  

Künstliche Intelligenz ist nicht neu

So neu sich vieles anfühlt – die Wurzeln der Künstlichen Intelligenz reichen weit zurück. Bereits in den 1950er-Jahren begann der britische Mathematiker Alan Turing damit, die Frage zu stellen, ob Maschinen denken können. Kurz darauf, 1956, wurde an einer US-amerikanischen Konferenz der Begriff „Artificial Intelligence“ zum ersten Mal offiziell verwendet. Das Ziel war ehrgeizig: Maschinen sollten lernen, Probleme zu lösen, Muster zu erkennen und damit menschliches Denken nachbilden. 

Doch während in Labors Algorithmen entstanden, blieb die Technologie für viele Jahrzehnte ein Nischenthema. Abgesehen von vereinzelten Expertensystemen oder Schachcomputern kam KI im Alltag schlicht nicht vor. Erst mit dem Aufstieg von Big Data, schnellerer Rechenleistung und leistungsfähigen Algorithmen begann sich das Blatt zu wenden. KI schaffte schließlich den Sprung aus der Forschung hinein in den produktiven Alltag. 

Was die neue KI so spannend macht

Wie bereits angerissen: lange Zeit war Künstliche Intelligenz vor allem ein Thema für Spezialistinnen und Spezialisten. Zwar entwickelten sich neuronale Netze, Machine Learning und Expertensysteme stetig weiter, doch erst in den 2010er-Jahren begann KI, im Alltag sichtbar zu werden. Bild- und Spracherkennung wurden präziser, Übersetzungstools wie DeepL lieferten plötzlich Ergebnisse, die echtes Sprachgefühl bewiesen, und selbstfahrende Autos rückten vom Labortraum zur Teststrecke vor. 

Richtig spannend wurde es aber, als KI nicht mehr nur im Hintergrund wirkte, sondern direkt bedienbar wurde. Plötzlich konnten Menschen ohne Fachwissen mit einfachen Eingaben Texte generieren, Bilder erschaffen oder komplexe Informationen strukturieren. Text-zu-Bild-Generatoren wie Midjourney oder DALL·E erzeugen beeindruckende Visuals aus wenigen Wörtern. Sprachmodelle wie ChatGPT helfen beim Schreiben, Planen oder Analysieren. Die Technik ist leistungsfähig, oft verblüffend kreativ und dabei einfacher zu nutzen als viele herkömmliche Programme. 

Was die neue KI so besonders macht, ist genau das: Sie ist nicht mehr nur ein Werkzeug für Expertinnen und Experten, sondern ein alltäglicher Assistent geworden. Und auch wenn nicht alles fehlerfrei läuft, ist klar – diese Form von KI hat das Potenzial, viele Arbeitsweisen dauerhaft zu verändern. 

KI verändert die Arbeitswelt 

Je mehr KI im Alltag Einzug gewinnt, desto lauter werden die besorgten Stimmen. Nimmt KI uns jetzt unsere Jobs weg? Nein, aber sie verändert, wie wir arbeiten. Tools wie ChatGPT oder Microsoft Copilot erledigen repetitive Aufgaben. Was früher mühsam und zeitraubend war, läuft heute in Sekunden. Das schafft Freiraum für anspruchsvollere Aufgaben, für strategisches Denken oder für den direkten Austausch mit Menschen. 

KI sorgt in vielen Unternehmen für einen echten Produktivitäts-Booster. Laut einer Studie von Accenture und Frontier Economics könnte die Produktivität bis 2035 um fast 40 Prozent steigen. Laut dem aktuellen PwC AI Jobs Barometer 2025 ist die Produktivität in stark KI-geprägten Branchen – etwa der Finanzdienstleistung oder Softwareentwicklung – seit 2022 fast viermal so stark gestiegen wie in anderen Bereichen. Parallel dazu steigen auch die Löhne: Wer über KI-Kompetenzen wie Prompt Engineering oder Machine Learning verfügt, verdient im Schnitt bis zu 56 % mehr – doppelt so viel wie im Vorjahr.  

Ein genauer Blick zeigt: Die Veränderung ist nicht für alle gleich. Laut einer globalen Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Zusammenarbeit mit dem polnischen Forschungsinstitut NASK besteht ein klares Ungleichgewicht zulasten von Frauen. In Ländern mit hohem Einkommen sind knapp 10 Prozent der vorwiegend von Frauen ausgeübten Jobs potenziell durch KI bedroht. Bei männlich dominierten Berufen liegt dieser Wert nur bei etwa 3,5 Prozent. Besonders betroffen: administrative Tätigkeiten wie Sekretariats- oder Assistenzrollen. 

Die gute Nachricht: Es gibt auch Berufsgruppen, die kaum automatisierbar sind – etwa Pflegeberufe, in denen neben Fachwissen vor allem emotionale Kompetenz zählt. Und auch viele klassische Bürojobs sind nicht per se gefährdet, sondern könnten mit der richtigen Strategie durch KI sogar aufgewertet werden. 

Genau hier setzt die Perspektive von Harvard-Professor Rembrand Koning an: Wer KI als Werkzeug statt Bedrohung versteht, kann Menschen dabei unterstützen, sich beruflich weiterzuentwickeln – hin zu besser bezahlten, verantwortungsvolleren Tätigkeiten. Gleichzeitig zeigt seine Forschung: Frauen nutzen KI-Tools im Schnitt deutlich seltener als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. 

Deshalb sind Unternehmen gefragt: Führungskräfte müssen klare Rahmen schaffen, Mitarbeitende ermutigen und eine Kultur des bewussten, souveränen KI-Einsatzes fördern. Denn nur wenn alle die gleichen Chancen auf Weiterbildung und technologische Teilhabe haben, wird KI zur echten Chance – statt zur ungewollten Schieflage. 

KI in der Personaldienstleistung

Auch in der Zeitarbeit und Personalvermittlung zeigt sich, wie hilfreich KI sein kann, besonders dort, wo viele Prozesse noch manuell oder zeitaufwendig ablaufen. Die Staffing Industry Analysts (SIA) sehen vor allem im Middle- und Backoffice enormes Potenzial. KI übernimmt Routinen, wertet Daten intelligent aus und schafft Raum für das, worauf es wirklich ankommt: den Menschen. 

1. Workflows automatisieren 
Stundenzettel prüfen, Rechnungen verarbeiten oder Reports erstellen: überall dort, wo strukturierte und sich wiederholende Aufgaben anfallen, sorgt KI für Entlastung. Was früher manuell gepflegt wurde, läuft jetzt automatisiert im Hintergrund. Das spart Zeit, reduziert Fehler und entlastet die Teams. 

2. Bedarf vorhersagen 
Auf Basis von Erfahrungswerten, aktuellen Marktbewegungen und internen Ressourcen erkennt KI frühzeitig Trends. Das hilft bei der Einsatzplanung und im Recruiting und ermöglicht schnellere und fundiertere Entscheidungen. 

3. Kandidaten und Kandidatinnen passgenau finden 
Intelligente Lebenslaufanalysen, semantisches Matching und automatisierte Shortlists machen die Personalsuche effizienter. Die Systeme lernen bei jeder Suche dazu und verbessern mit der Zeit ihre Ergebnisse. 

4. Vorschriften und Dokumente prüfen 
In der Compliance unterstützt KI bei der Prüfung von Verträgen, Arbeitsbestimmungen oder Einsatzvereinbarungen. Fehler werden früh erkannt und formale Lücken geschlossen, bevor sie zum Problem werden. 

5. Fragen beantworten 
KI-gestützte Chatbots oder virtuelle Assistenten kümmern sich um den First-Level-Support. Fragen zu Gehaltsabrechnungen, Zeiterfassung oder Einsatzorten werden sofort beantwortet – auch abends oder am Wochenende. 

Die Botschaft ist klar: KI ersetzt keine Fachkräfte, aber sie entlastet sie spürbar. Personaldienstleistende, die heute auf kluge Automatisierung setzen, gewinnen Zeit, verbessern ihre Abläufe und schaffen Mehrwert für alle Beteiligten. 

Erste Lösungen erobern den Markt

KI in der Personaldienstleistung ist kein Zukunftsthema mehr. Die Technik ist da, die Möglichkeiten sind konkret. Jetzt kommt es darauf an, sie gezielt zu nutzen. Erste Schritte gelingen schon mit kostenlosen Tools wie ChatGPT. Doch wer KI nur als nette Spielerei betrachtet, lässt wertvolles Potenzial liegen. Der Wettbewerb entwickelt sich weiter. Wer mithalten will, braucht eine klare Strategie. 

Einige Anbieter setzen bereits auf konkrete Anwendungen. Die Recruiting-Software zvoove Cockpit von ProSolution nutzt zum Beispiel ChatGPT, um Stellenanzeigen effizient und hochwertig zu formulieren. Auch beim Matching kommen moderne KI-Technologien zum Einsatz. Die Software analysiert Lebensläufe, gleicht Anforderungen ab und schlägt passende Profile vor. Das spart Zeit und verbessert die Trefferquote. 

In Bereichen wie Lohnabrechnung oder Disposition zeigt sich weiteres Potenzial. Aber um Prozesse mit KI zu automatisieren, braucht es eine digitale und gut strukturierte Basis. 

Chancen nutzen, Risiken erkennen

Bei all den Vorteilen und Erleichterungen im Arbeitsalltag gibt es auch ein gewisses Risiko. Gerade weil die Entwicklung so rasant verläuft, lohnt sich ein wachsamer Blick auf die andere Seite. Denn dort, wo Technologie viel verspricht, wirft sie auch Fragen auf. 

Was passiert zum Beispiel, wenn die KI zwar schnell arbeitet, aber niemand genau versteht, wie sie zu ihren Ergebnissen kommt? Viele Systeme bleiben eine Blackbox. Das ist besonders heikel, wenn Entscheidungen weitreichende Folgen haben, etwa bei der Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten. 

Auch die Fehleranfälligkeit ist ein Thema. ChatGPT schreibt flüssige Texte, oft sogar beeindruckend formuliert. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt immer wieder falsche Fakten oder logische Brüche. Das liegt vor allem an der Qualität der Trainingsdaten. Eine KI kann nur so ausgewogen und präzise sein wie das Material, auf dem sie basiert. Sind die Daten unausgewogen, sind es auch die Ergebnisse. 

Gerade für Personaldienstleistende ist das eine Herausforderung. Wo Fairness, Transparenz und Nachvollziehbarkeit gefragt sind, darf Technologie kein blinder Fleck bleiben. Es braucht klare Regeln und technisches Verständnis. 

Die EU hat mit dem AI Act bereits einen ersten Schritt gemacht und gesetzliche Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht. Das Ziel: Sicherheit schaffen, Vertrauen stärken und Risiken minimieren. Die große Frage bleibt jedoch, ob die Gesetzgebung mit dem Innovationstempo Schritt halten kann. Klar ist: Verantwortung und Neugier müssen Hand in Hand gehen. 

Fazit

Die KI-Entwicklung lässt sich nicht bremsen. Sie lässt sich jedoch gestalten. Genau darin liegt die große Chance für Personaldienstleistende. Es geht nicht darum, blind jedem Hype hinterherzulaufen oder in Aktionismus zu verfallen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen.  

Dazu gehört auch, intern die richtigen Weichen zu stellen. KI-Kompetenzen müssen aufgebaut, Tools bewusst eingeführt und Mitarbeitende gezielt einbezogen werden. Es braucht digitale Strukturen, klare Standards und eine offene Haltung. Nur dann wird KI nicht zum Fremdkörper, sondern zum echten Fortschritt. 

Noch stehen viele ganz am Anfang. Doch das Fenster für Pionierarbeit ist offen. Die Unternehmen, die jetzt beginnen, die Potenziale verantwortungsvoll zu nutzen, werden sich langfristig von anderen abheben. Nicht, weil sie die meiste Technik einsetzen, sondern weil sie verstanden haben, worauf es wirklich ankommt: auf gute Entscheidungen im richtigen Moment. Und dabei kann KI ein verdammt starkes Werkzeug sein. 

Foto: © Adobe Stock / WahdaniSafri / 1172073502

Autor
Die Redaktion
Fachjournalismus, Corporate Publishing und Marketing | ProSolution

Unser ProSolution Redaktionsteam vereint Erfahrung aus Redaktion, Fachjournalismus und technischer Dokumentation mit fundiertem Know-how aus der Personaldienstleistung. Mit Blick auf die Praxis bereiten wir Produktneuigkeiten und Branchenthemen verständlich und anwendungsnah auf – mit dem Ziel, Sie im Arbeitsalltag konkret zu unterstützen.

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