Beim Stichwort Zeitarbeit denken viele zuerst an einfache Hilfstätigkeiten. Klar – auch die braucht es, und sie halten viele Betriebe tagtäglich am Laufen. Aber das ist längst nicht alles. Denn inzwischen geht es in der Arbeitskräfteüberlassung auch um Spezialwissen, Verantwortung und echte Entwicklungsmöglichkeiten. Immer mehr Fachkräfte entscheiden sich bewusst für dieses Modell. Und auch Unternehmen wissen: Wer kurzfristig Expertise braucht, ist mit qualifizierter Zeitarbeit gut beraten.
Was genau hinter dieser Entwicklung steckt – und warum sie für Unternehmen wie Beschäftigte neue Perspektiven schafft? Werfen wir einen genaueren Blick darauf.
Der Fachkräftemangel in Österreich hat sich in den letzten Jahren massiv verschärft – und die Zeitarbeit spielt dabei eine zunehmend strategische Rolle. Immer mehr Unternehmen greifen auf sie zurück, um personelle Engpässe gezielt zu überbrücken. Laut Statistik Austria wurden im Jahresdurchschnitt 2023 rund 166.500 Arbeitskräfte überlassen – das entspricht etwa 3,6 % der unselbstständig Beschäftigten. Gleichzeitig nimmt der Anteil qualifizierter Tätigkeiten in der Zeitarbeit zu. Wo früher vor allem einfache Hilfsarbeiten gefragt waren, sind heute verstärkt Fachkräfte im Einsatz.
Das spiegelt sich auch in der Spezialisierung vieler Personaldienstleister wider: Immer häufiger werden gezielt Fachbereiche besetzt – ob in Industrie, Technik, Pflege oder IT. Zeitarbeit ist damit nicht mehr nur Lückenfüller, sondern wird zum gezielten Träger von Know-how.
Ein Blick auf die aktuelle Lage verdeutlicht den Handlungsdruck: Der Fachkräfteradar der Wirtschaftskammer Österreich zeigt, dass 82 % der Betriebe Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden – jeder vierte sogar sehr große. Besonders betroffen: das Gewerbe und die Industrie, aber auch das Gesundheitswesen, technische Berufe und kaufmännische Bereiche.
Die Folgen spüren viele im Arbeitsalltag. Wenn Kolleginnen und Kollegen fehlen, verteilt sich die Arbeit auf weniger Schultern – mit zunehmender Belastung. Laut einer Befragung des ÖGB fühlen sich viele Beschäftigte in Österreich überlastet und unter Druck gesetzt. Hier kann qualifizierte Zeitarbeit kurzfristig für Entlastung sorgen – und bringt zugleich frische Kompetenz ins Team.
Lange Zeit war Zeitarbeit vor allem für kurzfristige Einsätze in einfacheren Tätigkeiten bekannt. Das hat sich geändert. Heute setzen viele Personaldienstleister gezielt auf bestimmte Branchen oder Qualifikationen – und bringen Fachkräfte genau dorthin, wo ihr Wissen den größten Mehrwert schafft.
Für Unternehmen bedeutet das: weniger Einarbeitungsaufwand, mehr Effizienz im Alltag und flexiblere Reaktionen auf Auftragsspitzen. Gleichzeitig entwickeln sich viele Dienstleister zu Branchenspezialisten – mit einem feinen Gespür für gefragte Kompetenzen. Welche Berufe heute besonders im Fokus stehen, zeigt ein Blick in die Praxis.
Handwerk und Industrie sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft – gleichzeitig spürt man hier den Fachkräftemangel besonders deutlich. Laut AMS zählt fast jeder zweite Betrieb in diesen Bereichen die Suche nach qualifiziertem Personal zu den größten Herausforderungen. Gründe dafür gibt es viele: erfahrene Fachkräfte gehen in Pension, der Nachwuchs bleibt aus, und der Bedarf steigt durch Digitalisierung und Energiewende stetig an.
Zeitarbeit hilft hier konkret: Sie ermöglicht es Unternehmen, auf saisonale Spitzen oder projektbezogene Anforderungen schnell zu reagieren – ohne sich langfristig zu binden. Und für Fachkräfte eröffnet sie neue Möglichkeiten: wechselnde Einsätze, breiteres Know-how, mehr Sicherheit durch branchenerfahrene Arbeitgeber.
Typische Berufe:
Kaum ein Bereich steht in Österreich so dauerhaft unter Druck wie die Pflege. Der Personalmangel ist gravierend – das zeigen nicht nur aktuelle Studien, sondern auch der Alltag in Spitälern und Pflegeheimen. Zugleich ist Zeitarbeit in diesem Bereich besonders umstritten. Immer wieder wird diskutiert, ob sie eingeschränkt oder sogar untersagt werden sollte – mit der Hoffnung, Pflegekräfte zurück in fixe Anstellungen zu holen.
Doch die Realität ist komplexer: Viele Pflegekräfte entscheiden sich ganz bewusst für die Zeitarbeit – nicht aus Bequemlichkeit, sondern wegen besserer Planbarkeit, überkollektivvertraglicher Entlohnung und der Möglichkeit, mehr Einfluss auf Dienstzeiten zu nehmen.
Die Daten bestätigen: Laut einer Studie von Deloitte und ÖGKV würden viele Zeitarbeitskräfte im Pflegebereich im Fall eines Verbots nicht in Festanstellungen zurückkehren, sondern den Beruf ganz verlassen. Das würde den Personalmangel noch weiter verschärfen. Zudem ist der Anteil von Leiharbeit in der Pflege in Österreich vergleichsweise gering: Nach Schätzungen des ÖGB liegt er bei unter zwei Prozent.
Trotz aller Debatten zeigt sich: In akuten Ausnahmesituationen – bei kurzfristigen Ausfällen, Quarantänefällen oder stark schwankender Auslastung – ist qualifizierte Zeitarbeit oft der einzige Weg, die Versorgung sicherzustellen und das Stammpersonal zu entlasten.
Typische Berufe:
Ob Digitalisierung im Mittelstand, Smart Building oder Industrie 4.0 – der Bedarf an IT- und Technik-Profis wächst auch in Österreich seit Jahren. Allein im Jahr 2023 fehlten laut Fachkräftemonitor über 28.000 qualifizierte IT-Fachkräfte. Gleichzeitig entstehen laufend neue Anforderungen – von Cybersicherheit über Cloudlösungen bis hin zur Einführung von KI-Anwendungen.
Viele Unternehmen stehen unter Zugzwang: Projekte sollen schnell umgesetzt werden, Know-how ist gefragt, doch passende Fachkräfte sind schwer zu finden. Hier bietet die Zeitarbeit einen klaren Vorteil: Sie erlaubt es, Expertise gezielt auf Zeit ins Unternehmen zu holen – und sorgt so für Umsetzungskraft, ohne langfristige Verpflichtungen.
Auch im technischen Bereich – etwa im Maschinenbau, der Elektrotechnik oder der Mechatronik – herrscht spürbarer Fachkräftemangel. Der Pensionsantritt der geburtenstarken Jahrgänge, Investitionen in neue Technologien und der Umstieg auf nachhaltigere Produktionsformen führen zu konstant hohem Personalbedarf. Zeitarbeit schafft hier die nötige Flexibilität: für den Aufbau neuer Produktionslinien, bei Umbauten oder zur Unterstützung in sensiblen Projektphasen.
Typische Berufe:
Ob Rechnungswesen, Kundenservice oder Personalverrechnung – ohne gut ausgebildete kaufmännische Fachkräfte geht in den meisten Unternehmen nichts. Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Durch die Digitalisierung verändern sich viele Aufgaben grundlegend. Einige Tätigkeiten fallen weg, andere werden komplexer und erfordern ein hohes Maß an Systemkompetenz und Kommunikationsfähigkeit.
Gerade in Phasen mit hoher Auslastung, etwa zum Jahresabschluss, bei Umstrukturierungen oder Softwareumstellungen, können Unternehmen auf temporäre Unterstützung angewiesen sein. Zeitarbeit ermöglicht hier gezielte Entlastung – schnell, flexibel und mit genau dem Know-how, das gebraucht wird.
Für Fachkräfte wiederum kann Zeitarbeit eine attraktive Option sein: neue Branchen kennenlernen, Wissen ausbauen, beruflich flexibel bleiben – und gleichzeitig von stabilen Rahmenbedingungen profitieren.
Typische Berufe:
Qualifizierte Zeitarbeit ist heute weit mehr als nur eine Übergangslösung. Sie bietet Unternehmen in Österreich die Möglichkeit, gezielt Fachwissen ins Haus zu holen und flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, wachsenden Projektanforderungen und zunehmender Dynamik.
Für Fachkräfte wiederum kann Zeitarbeit neue Türen öffnen – sei es beim beruflichen Wiedereinstieg, zur fachlichen Weiterentwicklung oder als bewusst gewähltes Modell mit mehr Selbstbestimmung. Viele schätzen die Abwechslung, den Kompetenzzuwachs und die Chance, ihre Fähigkeiten dort einzusetzen, wo sie gebraucht werden.
Zeitarbeit füllt heute nicht nur Lücken, sondern schafft Perspektiven – für Unternehmen und für Menschen, die etwas bewegen wollen.
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